Andreas Koch meint

Alle sind willkommen. Wirklich?

Ein Mann hält seine Hand einladend in die Kamera. Kolumne
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Das Ganze ist ein Thema auch unter Kollegen. Einem bin ich noch eine Antwort schuldig. Seine Frage hat mit dem 9. Juni zu tun. Da werden in Baden-Württemberg und auch in Rheinland-Pfalz unter anderem neue Gemeinderäte gewählt. Die Kandidaten stehen fest, ihre Namen sind öffentlich, und die eine oder den anderen kennen wir aus der Kirchengemeinde.

Was aber, wenn diese kirchlichen Frauen und Männer im Vorfeld der Wahl und darüber hinaus politische Positionen vertreten, die unbiblisch und vielleicht sogar verfassungsfeindlich sind? Ohne Wenn und Aber bezeichnet der württembergische evangelische Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl die Alternative für Deutschland (AfD) als für Christen nicht wählbar. Das ist das eine. Das andere ist: Sind Menschen, die sich für eine solche Partei aktiv einsetzen, in unserer Kirche trotzdem willkommen? „Ja“ sagt der Bischof, „sie sind willkommen, auch Menschen, die die AfD wählen.“

Ich zweifle, ob das wirklich so sein kann. Hier setzt jedenfalls der Kollege mit seiner Frage an: „Es würde mir nicht leichtfallen, mit solchen Menschen Gottesdienst zu feiern. Aber ich darf ihnen doch nicht den Zugang zu ihrer Kirche verwehren, oder?“

Wo nötig, muss eine Kolumne klare Kante zeigen, und das auch hier. Erstens: Wie der Bischof sagt, sind AfD und ähnliche politische Kräfte für Christen nicht wählbar. Warum? Weil der Einsatz für „die im Elend und ohne Obdach“ (Jesaja 58,7) nicht verhandelbar und Hetze gegen Ausländer nicht akzeptabel ist. Zweitens: Die Kirchentür sollte immer und für alle, also auch für AfD-Wähler, offen sein – zum Hineingehen wie zum Hinausgehen. Trennungen werden unvermeidlich sein. Und drittens: Man darf ob eines an die AfD verlorenen Schafs nicht die übrige Herde vernachlässigen. Auch die will geweidet, getränkt und beschützt sein.

Wie auch immer: Der 9. Juni kommt bestimmt. Und nochmals zur Frage des Kollegen: In Sachen AfD und Kirchentür muss man wohl doch von Fall zu Fall entscheiden.

Das meint Andreas Koch. Und was meinen Sie?

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